Verhandlungen mit Trump Experten raten der EU im Zollstreit zur Härte

2025-07-14 IDOPRESS

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Stahlhandel

Foto: Philipp von Ditfurth / dpa

Die Ökonomen Jens Südekum und Moritz Schularick rechnen damit,dass Donald Trumps Zolldrohung von 30 Prozent auf EU-Waren nicht das letzte Wort ist. »Trump ist bekannt dafür,immer wieder starke Ansagen und dann Rückzieher zu machen«,sagt Südekum im Interview mit der »FAZ«. »Ich habe keinen Anlass zu zweifeln,dass es dieses Mal anders sein wird«.

Auch Moritz Schularick,der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW),hält die Wahrscheinlichkeit eines Rückziehers durch Trump für sehr hoch. Sollte Trump allerdings nicht nachgeben,träfe das die deutsche Volkswirtschaft empfindlich,sagte er ebenfalls in der »FAZ«. »Im kommenden Jahr würde das Bruttoinlandsprodukt dann um 0,5 bis 0,6 Prozentpunkte weniger wachsen«,prognostiziert Schularick. Dies würde Deutschland jedoch wegen der Ausgabenprogramme der Bundesregierung nicht in die Rezession stoßen.

Auch Börsenexperten und Analysten glauben,dass der 30-Prozent-Ukas nicht das letzte Wort darstellt. »Bis zum 1. August sind es noch drei Wochen,was in einer solchen Situation eine Ewigkeit ist«,erklärt Michael Brown von der Handelsplattform Pepperstone. »Ich denke,das ist alles Teil dieser ›Eskalieren,um zu deeskalieren‹-Strategie,mit der versucht wird,die Leute an den Verhandlungstisch zu bringen und ihnen weitere Zugeständnisse abzuringen. Was die EU betrifft,könnte man argumentieren,dass die Drohung (von Trump) neulich bei 50 Prozent lag. Das Risiko besteht darin,dass die EU angesichts der Berichte über eine bevorstehende Einigung von USA und EU dies schlecht aufnimmt und tatsächlich sagt: ›Okay,na gut,dann werden wir einfach einige Gegenmaßnahmen ergreifen‹,und die Dinge dann wieder eskalieren.«

Durchsichtige Taktik

Mathieu Savary von BCA Research glaubt ebenfalls an eine durchsichtige Verhandlungstaktik Trumps: »Trumps Strategie ist es,unverschämte Forderungen zu stellen,sie dann abzuschwächen,dann einen weiteren Vorstoß für letzte Zugeständnisse zu machen,und dann kommt ein Handelsabkommen zustande. Das ist ein Muster,das wir aus Trumps erster Präsidentschaft kennen und das sich nun wiederholt. Was jetzt gesagt wird,ist nicht entscheidend. Entscheidend ist,worauf wir uns einigen werden.«

Karl Schamitta von Corpay ist überzeugt,dass schon die Ankündigung Trumps ihre schädliche Wirkung auf die Märkte entfalten wird: »Die Händler haben einen Großteil der vergangenen Woche damit verbracht,sich gegen eine Ausweitung der Zölle des Präsidenten abzusichern,aber mit 30 Prozent hat die heutige Maßnahme die Erwartungen wahrscheinlich übertroffen. Obwohl steigende Zölle eine größere Bedrohung für die USA selbst bleiben,dürften der Euro und der mexikanische Peso zu Handelsbeginn in Asien morgen erneut unter Verkaufsdruck geraten. Bald wird sich zeigen,dass Trumps protektionistische Agenda in Währungen,Vermögenspreisen oder Volatilität nicht angemessen eingepreist wurde. Ein Moment der Kapitulation steht bevor – entweder an den Finanzmärkten oder im Weißen Haus selbst.«

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Sam Stovall vom Investment-Research-Unternehmen CFRA sieht dagegen keinen Grund zur Panik: »Ich denke,die Anleger werden weiter abwarten und die Märkte werden am Ende auf Gewissheit reagieren. Diese wird kommen,sollten die Zölle in die harten Daten durchsickern und zu unerwartet hoher Inflation führen. Solange wir keine veränderten Daten sehen,denke ich,dass der Weg des geringsten Widerstands für US-Aktien nach oben führt.«

Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank sieht die EU in der aktuellen Situation allerdings am längeren Hebel,zumindest auf längere Sicht: »Die EU sollte in den Verhandlungen eine harte Haltung einnehmen,denn Modellrechnungen zeigen,dass Zölle gegen die EU in den USA eine stärkere negative Wirkung haben als in der Eurozone. Das liegt daran,dass die US-Wirtschaft vor allem vom Privatkonsum abhängt. Eine durch höhere Zölle verursachte Inflation bedeutet,dass Kaufkraft verloren geht und der private Konsum entsprechend zurückgeht. Die EU sollte hart bleiben und andeuten,dass sie entschlossene Gegenmaßnahmen ergreifen könnte,nicht nur im Warenverkehr,sondern auch bei Dienstleistungen,wo die USA einen Handelsüberschuss aufweisen.«

mik/Reuters

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